Migration von Räumen // Projektbeschreibung
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Migration von Räumen – Identität und Architektur / 2014-2015 // © Stefanie Bürkle - VG Bild Kunst
Über einen Zeitraum von vier Jahren (2012–2015) untersuchte ein interdisziplinäres Team von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen die gestalterischen und räumlichen Merkmale der von Rückkehrern oder Pendelmigranten in der Türkei gebauten Häuser. Auf insgesamt acht Feldforschungsreisen wurden zwanzig türkische Provinzen besucht, um in der Analyse der Baukultur der Rückwanderer Rückschlüsse auf die Kontinuität und den Wandel in ihren Lebensweisen zu ziehen. Dafür wurden 132 Häuser und Wohnungen in der Türkei – auch in ihren städtebaulichen Kontexten – kartiert, untersucht und dokumentiert und insgesamt 37 Interviews mit Besitzern von 23 Häuser und 14 Wohnungen gef?hrt. Schnell zeichneten sich dabei drei Haupttypen ab.
Diese Typologien beziehen sich auf die von uns vorgefundenen Architekturen, die alle im Kontext türkischer Remigration und translokaler Verbindungen und Kulturerfahrungen türkisch-deutscher Bauherren als Architektur ohne Architekten entstanden. Auch Häuser von Rückwanderern aus der Schweiz, Australien, Belgien oder aus den Niederlanden sind uns aufgefallen, auch diese setzen sich erheblich von ihrem jeweiligen städtebaulichen Umfeld ab und bestätigen so unsere Projektthese hinsichtlich der Sichtbarkeit und Existenz von Remigrationsarchitektur.
Im Rahmen des Projekts „Migration von Räumen“ gelang uns durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Erol Yildiz ein Wechsel hin zu einer postmigrantischen Perspektive (Yildiz 2015). Migration ist im Sinne eines Kommunikationsprozesses kein bipolarer Konflikt zwischen einer Herkunftskultur und einer Aufnahmekultur, weil Annäherung an Fremdes und Abweisung von Fremdem immer in einem wechselseitigen Austauschprozess geschehen, der auch die Migration von Räumen prägt.
Räume konstituieren sich durch die relativen Anordnungen von Körpern, die in Bewegung sind (Löw 2001). Die Bewegung der Remigration stellt nicht die Gegenbewegung der Migration dar, sondern eine eigenständige Dynamik von Körpern, Räumen und deren Vorstellungen, die jeden Ort auf einen anderen beziehen. Indem wir diese Bezogenheit berücksichtigen, können die transnationalen Pionierleistungen der Migranten nun als translokale Bewegungen verstanden werden. Die Fernräume Herkunftskultur und Aufnahmekultur stehen nicht mehr den Nahräumen Dorfgemeinschaft in der Türkei und Familie im Kiez der Städte in Deutschland gegenüber, sondern Lokales und Nicht-Lokales verkoppeln sich, obwohl sie unterschiedliche Bezüge haben.
Das Phänomen des Hausbaus und dessen Rolle für die Rückkehrer findet bislang weder in Deutschland noch in der Türkei Beachtung. Meist werden die gesamten Ersparnisse aus dem Arbeitsleben in Deutschland über Jahre in ein Bauprojekt in der türkischen Heimat investiert. Dabei kommt es nicht selten zu Konflikten über Baufortschritt und -technik mit Unternehmern oder Einzelpersonen vor Ort, über Form oder Grundstücksgrenzen mit den Nachbarn oder innerfamiliär über die Nutzung eines Hauses in der Türkei. Wenn das Projekt nicht scheitert, sondern endlich fertig ist, bleibt bei der Rückkehr ins Herkunftsland die erhoffte Anerkennung des sozialen Erfolges oft aus. Das Eigenheim führt oft sogar zu gesellschaftlichen Konflikten, nachbarschaftlicher Missgunst und Ausgrenzung.
Die hohe Gesprächs- und Auskunftsbereitschaft der Rückkehrer vor Ort über ihre Häuser und die mit ihnen verbundenen Erlebnisse ist ein Indiz dafür, dass dieser Gruppe von Menschen und ihrer Erlebnisse in der Mitte der deutschen und türkischen Gesellschaft bislang wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. In der Türkei waren die Hausbesitzer sehr stolz und auskunftswillig und sehr angetan über unser Interesse und die Möglichkeit, ihre Sicht auf die erlebte Zeit in Deutschland zu schildern. Daraus sind zum Teil sehr persönliche Gespräche entstanden. Oftmals war es erst in einem zweiten Gespräch möglich, zu unseren eigentlichen Fragen bezüglich ihrer Raumvorstellungen und den eigentlichen Hausbau zu kommen, da zunächst die persönliche Geschichte familiärer Trennungen, erfahrene Ausgrenzungen und erlittene Verletzungen sowohl in Deutschland als auch in der Türkei im Vordergrund stand. Danach hatte bislang meist niemand gefragt, in Deutschland nicht und schon gar nicht in der Türkei, wo man die Rückkehrer mit ihren Häusern meist nur als neureiche „Almanc?“ (Deutschl?nder) betrachtet.